AZ vor Ort
Donnerstag, 22. Dezember 2005 AZ-Nummer 295
Schlingenfänger mit Sammel-Leidenschaft
Raphael Wilhelm stellt 60 historische Nähmaschinen in seinem Geschäft in der Jakobervorstadt aus
Jakobervorstadt
Nur gerade Stiche zählen zu ihrem Repertoire. Elektronik ist Fehlanzeige, ohne Fuß- beziehungsweise Handbetrieb geht gar nichts. Dennoch ziehen sie die Blicke der Passanten und der Besucher der gegenüber liegenden Fuggerei auf sich: Täglich kann sich Raphael Wilhelm über das immense Interesse an den 60 historischen Nähmaschinen in seinem Fachgeschäft freuen. Der 55-Jährige schenkt seinen Sammlerstücken mindestens so viel Aufmerksamkeit wie den hochmodernen käuflichen Nachfahren.
Die moderne Nähmaschine unterscheidet sich gravierend von ihren Vorfahren. Raphael Wilhelm ist beiden Generationen verbunden: Die neuen verkauft er, die historischen sammelt er.
Der Unternehmer hat das Schaufenster seines Geschäfts in der Jakobervorstadt ansprechend gestaltet. Auf Knopfdruck beginnt die Figur zu nähen.
..............Nähmaschinen haben mich schon immer fasziniert, schon als Bub habe ich zu Hause an ihnen rumgeschraubt. Die Sammlerleidenschaft befiel den Einzelhändler, der neben seinem Laden in der Jakobervorstadt noch ein Geschäft in Aichach betreibt, erst viel später exakt 1987. Damals habe er ein Buch über historische Schreibmaschinen geschenkt bekommen. So richtig in Schwung sei sein Hobby allerdings erst in den letzten Jahren gekommen: Das Internet hat die Suche enorm erleichtert, sagt Wilhelm. Und natürlich auch die Zugehörigkeit zu einem europäischen Club, in dem sich 130 Gleichgesinnte tummeln. Schlingenfänger nennt sich der Zusammenschluss, nach dem Fachbegriff für den Fadenhebel. Wilhelm schätzt an den anderen Sammel-Freaks, dass sie sich auch über die Schnäppchen der anderen freuen können: Als ich vor einigen Wochen eine Kindernähmaschine der Marke Lubeca aus dem Jahre 1884 ergattert habe, kamen von überall her Glückwunsch-E-Mails.........